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Filzen, seit 1969 Teil der Ortsgemeinde Brauneberg, lag früher dicht an der Grenze der Grafschaft Veldenz und gehörte zum Kurfürstentum Trier. Erzbischof und Kurfürst Jacob von Sierk gestattete 1455 den Grauen Schwestern vom HI. Franziskus zu Trier, sich im damaligen Vilcinge nieder zulassen.
Im Juli 1455 zogen acht Schwestern und zwei Novizinnen hier in eine alte Klause an der ehemaligen Andreas-Kapelle. Das neue Kloster bot Mädchen aus bürgerlichen und bäuerlichen Kreisen ein einfaches, aber gesichertes Leben. Anders als in den adeligen Frauenklöstern hielten die Schwestern ihr Chorgebet in deutscher Sprache ab und verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch Krankenpflege, Weben und andere nützliche Arbeiten.
Dem Kloster wurde 1486 das Mahl- und Mühlrecht zugesprochen und im selben Jahre eine Klostermühle gebaut. Auch durch die Mitgift von Töchtern aus reicheren Familien, darunter Weinberge, erlangte die Klostergemeinschaft zunehmend eine wirtschaftliche Bedeutung. Das Kloster überstand die politisch-religiösen Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts und erlebte nach dem dreißigjährigen Krieg (1618-1648) eine neue Blütezeit.
1709 beschloss die Oberin Rapp, das Kloster durch umfangreiche Neubauten zu erweitern. Dem Kloster mit mehr als 30 Schwestern gehörten inzwischen viele Weinberge, die ca. 70.000 Liter Wein erbringen konnten. Zwischen 1712 und 1721 entstanden das vierflügelige Klostergebäude mit Innenhof und Kreuzgang, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude sowie die neue Klosterkirche, eine der schönsten Barockkirchen an der Mosel. Sie gehört heute der Kirchengemeinde St. Josef und dient als katholische Pfarrkirche.
Unter Französischer Herrschaft wurde das Kloster 1802 aufgelöst und in Teilen verkauft. Kurz danach erfolgte der Abriss der aus dem späten 11. Jahrhundert stammenden Andreas-Kapelle samt zugehöriger Klause, nur der Turm blieb erhalten.
Dieser Turm ist vermutlich das älteste noch erhaltene Bauwerk im Landkreis Bernkastel-Wittlich. In Mauertechnik und Gestaltung ähnelt er stark den Westtürmen des Trierer Doms und zählt zu den bedeutendsten Relikten romanischer Baukunst in Rheinland-Pfalz.
(Informationen aus: www.kulturweg-grafschaft-veldenz.de)